
Wie sollten wir die „Flüchtlingskrise“ bewältigen? Was hat es mit der deutschen Mentalität auf sich? Wo endet Meinungsfreiheit – bei AfD und Pegida? Wie gehen wir mit unserer Angst vor dem Unbekannten um? Und welche Rolle spielt dabei die Religion?
Hamed Abdel-Samad und Hans Rath sehen das aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Einfache Antworten gibt es nicht, aber verblüffende Erkenntnisse.
Hans Rath:
Lieber Hamed, unser Buchprojekt macht nicht die geringsten Fortschritte. Kein Wunder, wenn ein Araber im Team ist. (…) Gibt es überhaupt arabische Tugenden?
Hamed Abdel-Samad:
Lieber Hans, diese Denkweise ist mal wieder typisch deutsch. Selbstverständlich gibt es arabische Tugenden: Gastfreundschaft, Bescheidenheit, Lebensfreude und Humor. (…) Wenn du Tugenden wie Gesetzestreue, Disziplin, Pünktlichkeit und Tapferkeit meinst, mit denen Ihr zwei Weltkriege angezettelt und beide verloren habt, dann haben wir in der Tat nicht viel davon.
Hans Rath:
Moment mal, mein Lieber, Du kannst nicht mal eben grundlegende Reformen der deutschen Bürokratie, des deutschen Bildungssystems und der deutschen Sprache fordern und Dich dann einfach mit Verweis auf Zahnschmerzen und den Koran aus dem Staub machen. Worin ich dir zustimme, ist, dass wir nicht länger den Status von Menschen, die als Flüchtlinge in dieses Land kommen, zementieren sollten. Jemand, der niemals die Chance darauf haben wird, Deutschland eines Tages seine Heimat nennen zu dürfen, wird logischerweise auch nicht versuchen, es zu seiner Heimat zu machen.
Hamed Abdel-Samad:
Lieber Hans, es war mir klar, dass Du als rechthaberischer Deutscher das letzte Wort haben wollen würdest. Aber den Spaß lasse ich Dir nicht. Merkst Du eigentlich nicht, dass die Worte «zusammen» und «reißen» sich grundsätzlich ausschließen? Eure Sprache ist der beste Beweis, dass ihr euch das Leben ohne Not schwermacht. (…) Mach's gut, mein Lieber! Die schwierigste Zeit steht uns erst bevor
von Hamed Abdel-Samad und Hans Rath
Februar 2016
Rowohlt Verlag
ISBN-10: 3499631989