
Proteste in Lumboml
Verantwortlich dafür sind einige Bewohner des Dorfes Lumboml. Etwa 20 Frauen und 20 Männer haben sich an diesem Freitagabend (um 17 Uhr) auf der Fernstraße M07 versammelt und machen die Weiterfahrt für LKWs wie PKWs unmöglich, weil sie sich gegen die Einberufung ihrer Söhne zum Wehrdienst wehren wollen.
Am 01. Mai hat die prowestliche Regierung in Kiew die Wehrpflicht für Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren wieder eingeführt, um die "territoriale Integrität" der Ukraine wahren zu können. Doch es ist auch bekannt, dass die Regierungstruppen schlecht ausgerüstet sind.
Einige Mütter aus Lumboml haben ihre Söhne am Vortag (22.05.) bei schweren Gefechten rund um die ostukrainische Stadt Slowiansk verloren. Die Frauen sind verzweifelt und fordern Verhandlungen mit einem Regierungsvertreter aus Kiew.
Weder lokale noch internationale Journalisten haben über diesen Vorfall berichtet. Wie es ausgegangen ist konnte ich leider nicht herausfinden.
Warum das Volk sich wehrt

"Drei Jahre lang hat er die Stimme des Volkes ignoriert, Staatsreserven verschwendet und auch die Korruption ist schlimmer geworden", sagt mir mein Bekannter in Kiew. "Ich bin selbst zu 75 Prozent russischer Herkunft, aber die Politik spielt in diesem Konflikt keine Rolle für uns. Die Ukraine soll ein Land sein, das Menschenrechte respektiert und dafür gehen wir auf die Straße."
Er erzählt mir auch, dass sich die Demonstranten vom Maidan "Banderas" nennen. Stepan Bandera gilt im Westen des Landes als der Führer des nationalen Befreiungskampfes im 20. Jahrhundert. Die russisch geprägte Ostukraine sieht in ihm hingegen einen Kriegsverbrecher, Terroristen, Faschisten, Antisemiten und NS-Kollaborateur.
Woher kommt die Spaltung?
Aufgearbeitet wird in der Ukraine heute vor allem die Hungersnot der Jahre 1932/33, der sogenannte Holodomor, der mindestens 3 Millionen Opfer gefordert hat. Begonnen hatte er mit von den sowjetischen Behörden festgesetzten überhöhten Ablieferungsquoten für Getreide, welche die Bauern dazu brachten, ihr hungerndes Vieh zu schlachten und von Jahr zu Jahr immer weniger anzubauen. Auf dem Höhepunkt der Krise zogen täglich nicht nur bewaffnete Requirierungstrupps, sondern auch Leichenwagen durch die Dörfer, um die neuen Toten einzusammeln. Ganze Provinzen wurden abgeriegelt, um Fluchtbewegungen zu verhindern, während sich vielerorts Kannibalismus ausbreitete.
Kiew erkunden

Kiew, die Hauptstadt der Ukraine am Fluss Dnepr, gehört zu den grünsten Städten Europas. Und günstig ist sie außerdem - für die, die Euros verdienen. Eine Wohnung kostet zwischen 200 und 300 Euro, eine Fahrt mit der Metro 2 Griwna (etwa 13 Cent), eine Mahlzeit in den günstigen Puzata Hata Restaurants zwischen 2 und 3 Euro. Für die Ukrainer ist das jedoch anders, denn der Griwna ist schwach und die Preise steigen.